Zeitstrahl
Mitte des 14. Jahrhunderts – Erbauung einer Kirche, angelehnt an einen vorhandenen romanischen Wehrturm
Um 1500 – Veränderungen an der romanischen Kirche. Ersatz der hölzernen Decke durch ein Kreuzgewölbe
1733 – Gewölbeeinstürze. Planung einer größeren Kirche
1734 – Abriss des alten Kirchenschiffes, einschl. des Choranbaus
1736 – Neubau als Barockkirche mit Kanzelaltar (Entwurf: Landbaumeister Chr. Leiseberg)
1822 – Erste Orgel der Fa. Meyer Hannover
1933 – Einbau der Heizungsanlage mit Offenlegung von Gruftkammern
1935/36 – Umfangreiche Renovierungsarbeiten, Innen und Außen
1943 – Zerstörung der Kirche durch einen allierten Bombenangriff. Nur die Außenmauern bleiben stehen
1945 – Erste Pläne für einen Neuaufbau der Kirche durch Prof. Ernst Zinser
1946/47 – Beginn des Wiederaufbaus am Kirchenschiff
Dezember 1947 – Richten des Dachstuhls in einer Stahlkonstruktion
Frühjahr 1948 – Fertigstellung des Dachstuhls und Eindeckung mit Dachpfannen
Winter 1948/49 – Einbau einer Rabibitz-Gewölbedecke
10. April 1949 – Erste Konfirmationsfeier in der Kirche nach der Zerstörung
1950 – Erhöhung des Turmschaftes für eine neue Glockenstube. Richten eines ziegelgedeckten Zeltdaches mit Eingliederung der vier Uhren und Aufstellung des vergoldeten Turmkreuzes
1951 – Bau des Altars aus gespendeten Natursteinen
1954 – Einbau Buntglasfensters hinter dem Altar. Einweihung des Taufsteins. Ein Geschenk der Patronatsfamilie v. Alten
1957/58 – Aufstellung der heutigen Orgel durch die Fa. Hammer aus Arnum
1959 – Feierliche Übergabe der erneuerten Kirche an die Gemeinde
2009 – Umbau des Glockenstuhls von Metall auf Holz
2011 – Erweiterung des aus drei Glocken bestehenden Geläuts um eine vierte Glocke (Stundenglocke)
2017 – Generalsanierung des Turmes, der Uhren und des Turmkreuzes
Historischer Überblick
Aus dem Jahr 1733 berichtet der damalige Grasdorfer Prediger Franz König: “Und siehe, ich erschrack, als ich das Chorgewölbe von den Seitenmauern schon so weit abgelöset sahe, daß ich nicht nur dahin aufs Chor [sehen], sondern auch einen Pflock oder Zimmernagel hindurch stecken konnte.” Da nun “periculum in moro” (Lebensgefahr) bestand, wurde das Kirchenschiff und der quadratische Choranbau abgetragen. Damit hatte schon der zweite Kirchenbau die Zeit nicht überdauert. Die erste romanische Marienkapelle mit hölzerner Decke war schon früher durch das gewölbte Kirchenschiff ersetzt worden. Die einzig erhaltene Bausubstanz aus der Gründungszeit ist der markante Kirchturm. Er ist in seiner trotzigen Wehrhaftigkeit ein Zeugnis des 14. Jahrhunderts, als die Adelsfamilie von Alten vom Bischof in Hildesheim mit Gütern belehnt und mit der Stiftung einer Kirche in “Gravestorpe” beauftragt worden war. Das Patronat wird durch den jeweiligen Senior der Familie, heute Christian-Friedrich von Alten, ausgefüllt.
Unter Aufsicht des königlichen Baumeisters Leiseberg wurde bis 1736 ein dem barocken Zeitgeschmack entsprechendes Kirchenschiff errichtet. Der saalförmige Bau mit Dreiachtel-Chorabschluss erhielt eine gewölbte Gipsputzdecke. Der alte Glockenturm wurde mit einer hohen schiefergedeckten Turmspitze versehen und das Mauerwerk innen und außen gekalkt. Den Innenraum schmückte ein in weiß und gold gehaltener barocker Kanzelaltar des königlichen Hofbildhauers Ackermann aus Hannover. Bis an den Altarraum befand sich vor den Seitenfenstern eine von Ständern getragene Empore.
Im September 1943 fiel die Kirche einem Bombenangriff zum Opfer. Viele Augenzeugen erlebten, wie der Kirchturm einer Fackel gleich brannte und funkensprühend in sich zusammenstürzte. Die Kirche brannte völlig aus. Nichts konnte gerettet werden.
Pastor Georg Schaaf setzte sich mit aller Kraft dafür ein, den Wiederaufbau zu bewerkstelligen. Die Gemeinde trug trotz der persönlichen Not durch die Bereitstellung von Arbeitskraft und Spendenleistungen wesentlich zum Wiederaufbau der Kirche bei. Die Pläne des Architekten Ernst Zinsser betonten romanische Stilelemente. Entsprechend wurde der Turm mit einem niedrigen Zeltdach gedeckt, das noch heute das Erscheinungsbild der St. Marien Kirche maßgeblich prägt.
Unser besonderer Dank gilt Helmut Flohr für seine fachkundigen Korrekturen und Ergänzungen. Wenn Sie mehr erfahren wollen, empfehlen wir sein Buch „St. Marien zu Grasdorf – Eine evangelische Dorfkirche im Hannoverschen“.