Was sagen Gemeindeglieder zum Gottesdienst? Ein kleiner Ausschnitt …
„Ich gehe gern in den Gottesdienst, weil ich dort noch mehr über Gott höre und das mir Nahrung gibt. Außerdem treffe ich dort nette Leute und ich kann einfach ich sein. Ich finde in Gottesdiensten schön, wenn viel Musik gespielt wird“. (Mädchen, 13 J.)
„Für mich ist es ganz wichtig, zu mir zu kommen. Auch wenn man sagt: Gott ist überall. In der Kirche, im Gottesdienst, ist eine besondere Atmosphäre, die mir hilft, gesammelt zu sein. Aus Gottes Wort schöpfe ich Kraft für die Woche. Der Sonntagsgottesdienst ist für mich über die Jahre ein liebgewonnenes Ritual geworden. Das trägt und stützt einen gerade dann, wenn es einem mal nicht so gut geht. Besonders wichtig ist für mich im Gottesdienst, Ruhe zu finden und Stille. Die Lieder im Gottesdienst sind mir auch sehr wichtig. Danklieder, Loblieder und Vertrauenslieder in Gemeinschaft zu singen, tut mir gut. Es dürften noch mehr fröhliche und moderne Lieder aus dem neuen Liederbuch gesungen werden. Auf jeden Fall gibt es immer wieder Sonntagsgottesdienste, an denen ich durch die Predigt persönlich angesprochen werde und mir das dann ganz nahe geht und mir Kraft und Auftrieb für mein Leben schenkt“. (Frau, 51 J.)
Herr K.: Was bedeutet Ihnen der Gottesdienstbesuch?
„Es ist sicher ein gewisses Maß an Routine und Tradition. Das gehört zum Sonntag einfach dazu. Schon in der Kindheit sagte jemand zu mir: Nicht jedes Mal „bringt“ dir der Gottesdienst was. Aber wenn du regelmäßig da bist, ist immer mal wieder etwas für dich dabei“.
Gibt es etwas, was Ihnen besonders wichtig ist am Gottesdienst?
„Es ist die Predigt. Sie hilft mir biblische Texte, besser zu verstehen“.
Vermissen Sie etwas im Gottesdienst?
„Schade finde ich, dass es nicht gelingt, mehr jüngere Menschen zu motivieren, in den Gottesdienst zu kommen. Denn der Gottesdienst ist das Zentrale im Gemeindeleben für mich und sollte deshalb von der gesamten Gemeinde getragen werden. Bei mir ist das ganz selbstverständlich gewesen, in den Gottesdienst hineinzuwachsen. Vom Kindergottesdienstkind zum Kindergottesdiensthelfer und zum Mitarbeiter in der Gemeindejugend, so dass mir die Abläufe im Gottesdienst vertraut waren. Je älter ich werde, desto wichtiger ist mir der traditionelle Gottesdienst“. (Mann, 82 J.)
„Der Gottesdienst ist das, was ich brauche, um geistliches Leben zu leben. Der Gottesdienst bewegt und bringt mich dazu, das zu sein, was Gott von mir haben will und fordert. Hier werde ich erneuert durch den Heiligen Geist. Ich kann es auch so sagen: Der Gottesdienst gibt mir die Kraft, das Leben, das mir von Gott gegeben ist, zu etwas neuem umzugestalten. Gottesdienst ist das, was mir Gott vom Himmel schenkt. Denn die Verbindung zu Gott hin brauche ich. Das habe ich mein Leben lang erlebt. In der Verbindung mit Gott kommen Zweifel und Hoffnung, Freude und Aussichtslosigkeit in Einklang“. (Mann, 61 J.)
Viele verschiedene Äußerungen zum Gottesdienst und warum er den Befragten wichtig ist. Es ist doch toll zu wissen, dass in der ganzen Welt am Sonntag Gottesdienst gefeiert wird, in allen Sprachen und Kulturen. Das schafft eine spirituelle Gemeinschaft – auch und gerade über die eigene kleine Ortsgemeinde hinaus. Christliche Gemeinden in aller Welt feiern in ihren Sprachen, mit ihren Liedern, Gebeten und Ausdrucksformen in aller Welt Gottesdienst. In ihm geschieht Wesentliches für den Glauben und die Kirche: Hier hören Christen das Wort Gottes und nehmen Impulse für Ihren Alltag mit, hier feiern sie gemeinsam das Heilige Abendmahl und nehmen Menschen durch die Taufe in ihre Gemeinschaft auf. Wie verschieden die sonntägliche Feier auch gestaltet wird: Der Gottesdienst verbindet die weltweite Christenheit und ist Zeichen der Ökumene.
Im Gottesdienst versammelt sich christliche Gemeinde. Er ist Ausdruck und Erfahrung der Gemeinschaft, zu der uns Gott verbindet. Zugleich kommt jeder als einzelner mit seiner Geschichte, seinem persönlichen Hintergrund, seinen Fragen. Ganz unterschiedlich ist, was jeder mitbringt, sucht und für sich mitnimmt. Als einzelne werden die Christen inmitten der Gemeinschaft angesprochen, begegnen einander und kommen zu sich selbst.
“Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken!” (Matthäus 11,28). Jesus lädt die Menge der Menschen ein. Und er verspricht: “Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen” (Matthäus 18,20). Was Jesus damals tat, geschieht auch heute im Gottesdienst: einladen und ermutigen, trösten und heilen, zurechtweisen und fordern. Menschliches Leben mit allen Licht- und Schattenseiten hat hier seinen Platz und kommt vor Gott zur Sprache.
“Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes”. Das ist Vorzeichen und Maßstab. Gott selbst begegnet im Gottesdienst – in menschlichen Worten und Zeichen. Was wir erleben, hören und sehen, weist über das Sichtbare hinaus. Der Gottesdienst leitet an, überall auf Zeichen der Gegenwart Gottes zu achten.
Alltägliches bekommt im Gottesdienst tieferen Sinn und wird zum Ausdruck des Glaubens. Das beginnt mit dem Gang zur Kirche und setzt sich fort im Gang zum Abendmahl: aufzubrechen aus der gewohnten Welt, sich aufzumachen und Stärkung zu empfangen.
Die äußere Haltung drückt die innere aus oder hilft, zu ihr zu finden: Sitzen fördert die Entspannung und Konzentration, Aufstehen drückt Ehrerbietung aus, aber auch Freiheit und Entfaltung. Das Niederknien ist ein Zeichen der Ehrfurcht und der Demut, eine Geste des Empfangens.
In der Mitte des Gottesdienstes steht das Hören. Denn es geht um das Evangelium, die gute Nachricht. Was für unser Leben entscheidend ist, das können wir uns nicht selbst sagen. Hören bedeutet, fremde Worte mit eigenen Erfahrungen in Verbindung zu bringen und sich anzueignen. So deuten Worte der Bibel das eigene Leben und helfen, es in einem neuen Licht zu sehen. Als Angesprochene finden wir Antwort: in den eigenen Gedanken, im gesprochenen Gebet, im Bekenntnis und in der Umsetzung des Gehörten.
Je mehr auf Auge und Ohr eindringt, desto wichtiger wird das Schweigen. Die Stille ermöglicht es, sich für Gott zu öffnen, ein Wort oder Bild in sich aufzunehmen, aber auch den Stimmen im Inneren zu lauschen und zu sich selbst zu kommen.
Singen verbindet Fühlen und Denken. Es befreit und entlastet. Mitsingen heißt sich einstimmen in das Lob Gottes und auf die anderen hören. Der Gesang der Gemeinde ist eine wichtige Form, am Gottesdienst beteiligt zu sein. Daneben hat Musizieren seine eigene Bedeutung. Musik dringt über das Ohr in die Seele, sie bringt in Bewegung, innerlich und manchmal auch äußerlich.
Im Abendmahl wird erfahrbar, wie freundlich Gott ist. Das Brot, das wir täglich zum Leben brauchen, und Wein oder Traubensaft werden zum Zeichen des Lebens, das Gott schenkt. Christus selbst teilt sich aus, wenn Brot und Wein ausgeteilt werden. Im Gebet nehmen Christen teil an den Sorgen und Nöten anderer.
Bei den Geldsammlungen wird darum gebeten, mit Notleidenden zu teilen.
Und übrigens: Es ist eine große Bereicherung, unterschiedliche Predigerinnen und Prediger (Pastor*innen, Prädikant*innen, Lektor*innen) zu erleben und zu hören. Hier in St. Marien haben Sie dazu die Gelegenheit. Nicht nur der Ortspastor freut sich über eine entsprechende Gottesdienstgemeinde, sondern ebenso die Gastprediger. Und die haben viel zu sagen!
Wann sehen wir uns denn im Gottesdienst? Seien Sie herzlich willkommen und schauen Sie einfach mal vorbei. Wir freuen uns auf Sie. Sonntags um 10 Uhr und am 2. Sonntag im Monat um 18 Uhr ist Gottesdienst.
P.S. Im der kommenden Ausgabe der Zeiten und Zeichen erhalten Sie noch ein paar weitere Informationen – also eine kleine Fortsetzung „in Sachen Gottesdienst“.
Pastor Burkhard Straeck