Stimmen zum 60-jährigen Kirchweihfest

Liebe Leserinnen und Leser, hier finden Sie wie in der Zeiten und Zeichen angekündigt weitere Stimmen langjähriger Wegbegleiter Ihrer und unserer Gemeinde.

10 Jahre Pfarramt in St. Marien

Vor fast 10 Jahren begann ich meine pfarramtliche Tätigkeit in St. Marien. Nach dem segensreichen Wirken meines Vorgängers Pastor Henning Busse veränderte sich das Aufgabenfeld von mir erheblich. Erstmalig reduzierte sich mein Stellenanteil in Grasdorf um 50%, so dass ich die weiteren 50% zu einer vollen Pfarrstelle in der Nachbargemeinde Thomas in Laatzen-Mitte übernahm. Unsere St. Mariengemeinde ist zu klein geworden, als dass ihr wie in den Jahrhunderten zuvor eine volle Pfarrstelle zustünde. Die vor über 40 Jahren entstandene Tochtergemeinde Thomas, die Arche, ist die größte Gemeinde Laatzens. 

Und ich blicke zurück mit großer Freude, in zwei recht unterschiedlichen Gemeinden wirken zu können. Wir hier in Grasdorf haben unsere wunderschöne alte Dorfkirche, in der sich Menschen aller Generationen wohl fühlen. In der Arche haben wir ein sehr ansprechendes Kirchenzentrum, welches in seinem Kirchraum vielfältige Möglichkeiten für unterschiedliche kirchliche Veranstaltungen bietet.

Tradition und Moderne, altes Liedgut gesungen in St. Marien in den Gottesdiensten und gleichzeitig zeitgemäße Lieder erklingen zu lassen, alles zur Ehre Gottes, all das ist in unserer Kirche möglich.

Die Konzerte erinnere ich, vom Gesang russischer Sänger bis zum Violinsolo, vom großen Chor bis zum Kammermusikensemble, Musik des Musikzuges bis zum Bläserkreis des Musikkreises. Manche Schulorchester haben hier schon ihre Auftritte gehabt.

Eine neue Glocke konnten wir 2011 im Beisein unseres damaligen Patrons in den Glockenturm einführen und dem bis dahin dreiglockigen Geläut hinzufügen. Die Turmbekrönung haben wir unter dem Beisein einer großen Öffentlichkeit vor 2 Jahren in neuem Glanz erstrahlen lassen. Der alte Kirchturm hat nun seine Stabilität wieder erhalten und ist „runderneuert“. Die Orgelsanierung steht noch an. In der schönen Kirche haben wir seit 2010 zwei Holzreliefs links und rechts vom Altar, Maria und Johannes. Eine Namenstafel erinnert im Turmeingang an die großzügigen Spender, die über die Stiftung Dorfkirche St. Marien für den Erhalt der alten Kirche gesorgt haben.

Ich kann nur sagen, ich bin mit „Leib und Seele“ in dieser Gemeinde und in unserer schönen alten Kirche. Morgens, wenn ich aus dem Pfarrhausfenster zur Kirche herüberschaue, danke ich unserem Gott dafür, dass wir in Grasdorf dieses Kleinod haben dürfen und hoffe, dass diese Kirche so wie jetzt stabil eines Tages in ein weiteres Jahrhundert gehen kann und noch vielen Menschen Trost, Kraft, Einkehr und Gottesnähe spenden wird. 

Pastor Burkhard Straeck 

Zum Jubiläum der Grasdorfer Kirche:

Patronatsfest – Pilgerkirche – Prädikanteneinführung: zu den unterschiedlichsten Anlässen führte mein Weg in die Grasdorfer Kirche.

Das Ereignis, das mich am tiefsten bewegt hat, ist die Glockenweihe im Jahr 2011 gewesen. Die offene Grasdorfer Kirche ist eine Einladung zur Einkehr; aber wenn die Glocken nicht zum Gebet rufen, kommen nur die, die den Weg in diese Kirche kennen. Der Glockenklang ist ein hörbares Zeichen für Gottes Gegenwart in dieser Welt – und die Erinnerung daran, wer uns unsere Lebenszeit geschenkt hat: „Meine Zeit steht in deinen Händen.“ 

Diese Inschrift der jüngsten Glocke im Turm der Grasdorfer Kirche erinnert daran, dass unsere Zeit in Gottes Ewigkeit geborgen ist. So kündet ihr Klang nicht nur, was uns die Stunde geschlagen hat, sondern richtet die Mutlosen auf, tröstet die Trauernden, erfreut die Glücklichen und begleitet die Verstorbenen auf ihrem letzten Weg.

Gott segne alle, zu denen der Ruf dieser Glocke dringt.

Detlef Brandes
Superintendent

Grasdorf 1997 bis 2009

Die Pfarramtsjahre in Grasdorf waren für mich die Zeit, in der Beruf und Familie eng zusammen gehörten. Kindergarten und Schule, Familienfreizeiten und Kindergottesdienst, Konfirmandenarbeit und Jugendgruppe passten zur eigenen Lebenssituation. Grasdorf war ein Ort der Freund- und Nachbarschaften. Kirche und Lebenswelt waren nah beieinander. Wie die Kirche so ehrwürdig und heimelig im Dorf lag, war sie ein Symbol, dass das Leben – so bewegt es auch ist – trotzdem behütet wird. Diese Kirche predigte durch ihre bloße Erscheinung, wofür sie stand.

Aber trotz aller guten Tradition bildeten sich an ihr natürlich alle Tendenzen des modernen Lebens genauso ab. Die Lebensthemen sind komplexer geworden, die Einstellungen wandelbarer. Die Menschen erschließen sich einen viel größeren Radius, in dem sie leben, arbeiten und ihre Freizeit verbringen. Die Tradition einer Kirche im Dorf genügt nicht, wenn sie nicht Schritt hält. Es war gut, unter den Laatzener Kirchengemeinden die Verbindungen auszubauen und das Miteinander zu stärken. Die Gemeinden entwickelten ein Bewusstsein, gemeinsam Kirche für die Stadt zu sein.

Freundlich und offen muss diese Kirche für alle Menschen sein, auch für die Zugereisten, die Andersdenkenden oder die zufälligen Besucher wie Radfahrer, Paddler und Messegäste. Viele erleben aus ihrem eigenen Blickwinkel die Grasdorfer Kirche als etwas Besonderes, einen Ort des Glaubens, der Ästhetik, der Kultur und der Begegnung. Sie hebt sich ab. Sie ist ein Zeichen für bleibende Gewissheiten und ein Symbol für das, was Sinn und Wert hat.

Hoffentlich werden sich immer Leute finden, die diesen Ort zu etwas Besonderem machen wollen. Menschen- und Gottesbegegnungen sind möglich, wenn Menschen hier die eigenen Lebensthemen, ihr soziales Engagement und ihre geistliche Anliegen miteinander teilen. Als bergend und Geborgenheit vermittelnd habe ich die Grasdorfer Kirche und Gemeinde immer erlebt und wünsche sie mir anspruchsvoll, tiefgründig und zugleich weitherzig und freundlich. Eine Kirche sehe ich vor mir, die ehrwürdig und zugewandt bei den Menschen ist, damit viele hier finden, was sie interessiert, erfreut und für ihr Leben bereichert.

Henning Busse

In der Wahlperiode ab  1994 war ich zunächst KKT-Mitglied für St. Marien, bevor ich im Jahre 1995 als Folge des plötzlichen Ausscheidens von Herrn Uhrich als KV-Mitglied nachrückte. Die KV-Arbeit mit Rainer Blume als Nachfolger des KV-Vorsitzenden Uhrich war geprägt  von den Bemühungen, die mit dem Abgang von P. Klein im Frühjahr 1995  vakant gewordene Pfarrstelle möglichst bald durch den KKV wieder besetzen zu lassen. In Erinnerung ist mir auch das leidenschaftliche Engagement des Patrons Siegfried Hanach von Alten in dieser Angelegenheit.

Herr Besser als Sup verwies jedoch immer wieder auf das Votum des Landeskirchenamtes, das die Neubesetzung von konkreten personellen Einsparungen im Kirchenkreis abhängig machte.

Beeindruckend war der Einsatz von P. Frey als Vakanzvertreter, dem ein provisorisches Büro im Gemeindehaus eingerichtet worden war. Herr Frey wohnte in Egestorf/Kirchdorf nahe Barsinghausen, zeigte aber vorbildliche Präsenz in Grasdorf mit der Folge, dass die Aktivitäten in den Gruppen und Kreisen in keiner Weise Beeinträchtigungen erfuhren. Sein treuer Hund war in den KV-Sitzungen immer dabei, musste aber während der Erledigung der Tagesordnungspunkte im „Büro“ verweilen, bevor er dann mit Beginn des inoffiziellen Teils des Abends in den Saal entlassen wurde, wo er uns dann freudig begrüßte.

Im Herbst 1996 war es dann soweit. Die Pfarrstelle wurde ausgeschrieben; etliche Bewerber meldeten sich. In lebhafter Erinnerung ist mir eine Fahrt nach Niedernstöcken mit Rainer Blume und Jutta Nixdorf, wo wir in der dortigen Kirche inkognito am 15.12. den traditionellen Adventsgottedienst um 18 Uhr besuchten, um den Bewerber P. Busse in Augenschein zu nehmen. Trotz Dunkelheit und provisorischem Kerzenschein wurden wir sofort – wie mir viele Jahre später Frau Busse als Gottesdienstbesucherin gestand – als „Spione aus Grasdorf“ identifiziert. Das Ergebnis des Auswahlverfahrens ist bekannt.

Die Jahre ab 1997 waren im KV sodann bestimmt von den anstehenden Landverkäufen im Erdbeerfeld und den damit finanziell möglich gewordenen umfangreichen Renovierungsarbeiten, die die Kirche einschl. Orgel und das Pfarrhaus betrafen und im wesentlichen von Herrn Dr. Schippke seitens des KV betreut wurden.

Ab dem Jahr 2000 war über einige Jahre hinweg einer der Schwerpunkte der KV-Arbeit die mit der Bildung der Kirchenregion Laatzen für St. Marien Grasdorf verbundenen Konsequenzen. Das Verhältnis zu den Nachbargemeinden war nicht frei von Spannungen, verursacht auch immer wieder durch scheinbar durch den KV Grasdorf initiierte Anträge auf Umpfarrungen zugunsten unserer Gemeinde. Da gab es in den zahlreichen Ausschusssitzungen, z.T. begleitet von fremden Honorarkräften als „Fachberater“, schon Begehrlichkeiten, Grasdorf als deutlich kleinste Gemeinde mit rechnerisch nur einer halben Pfarrstelle „in die Schranken zu verweisen“. Das ist überstanden.

Bleibt noch im Gedächtnis die festliche Glockenweihe im Mai 2011, verbunden mit der Fahrt zum Guss der Glocke nach Sinn in Hessen im vorhergehenden Februar und dem Abschluss der Glockeninstallation im Juli.

Mit den besten Grüßen
Jürgen Kayser